Feuilleton

Recherche für eine Telenovela:
Die Ästhetik des populären Melodramas ist abhänging von der großen Gestik, dem Tableau, weiten moralischen Themen, mit Erzählstrukturen des Zufalls, plötzlichen Wendungen und unvermittelten glücklichen Ausgänge der Handlungen, organisiert um einen rigiden Gegensatz zwischen Gut und Böse. Die Charaktere repräsentieren mehr Mächte als Menschen, sie vermögen ihre Lebensumstände weder zu beherrschen noch zu verstehen, sodass mehr als eine heroische Traszendenz das Schicksal seine Lösungsmöglichkeiten für das Drama anbietet. Eine stark betonte Erzählung des Leidenschaftlichen und der Überraschung muss das Wort durch Geste setzen und die Sprache durch visuelle Repräsentation von Bedeutungen. (Aus Laura Mulveys "Melodrama In And Out Home")

Open call

EMDASH Award 2012: Call for entries

The Emdash Award is open to artists living outside of the UK, up to five years from graduating from an undergraduate or postgraduate degree or under 35 years of age. The Emdash Award is part of the Frieze Projects programme, produced by Frieze Foundation, supported by the Emdash Foundation and presented in collaboration with Gasworks. Entrance to the award is by open submission and the winner will be selected by an international panel of artists and curators. The recipient will have the unique opportunity to present their work at Frieze Art Fair 2012 to a significant international audience. Additionally the prize will cover production costs of up to £10,000, an artist’s fee, per diems, travel expenses and a studio residency at Gasworks in London from August to October 2012.

The selection committee for 2012 will be: Andrea Dibelius (Emdash Foundation), Ryan Gander (Artist), Rowan Geddis (Residencies Co-ordinator, Gasworks), Udo Kittelmann (Director of the National Gallery, Berlin), Sarah McCrory (Curator, Frieze Foundation), Dr. Matthias Mühling (Curator of the Lenbachhaus Kunstbau, Munich), Amelie von Wedel (Emdash Foundation).

The Emdash Award winner in 2011 was Anahita Razmi, whose work Roof Piece Tehran was launched at Frieze Art Fair 2011 to significant critical acclaim.

The closing date for applications is 9 January 2012. The winner of the award will be announced in May 2012.

Film My Desire - Synopsis

The personal quest for identity brings me (us) to the encounter with a stranger and the confrontation with his image. He looks through my (our) eyes. They called him Desire. I follow him.

The film plays with the boundaries between biography and fiction, between documents and film references, going from a constructed identity to a real one.

VIER AUS 1774

K.WEST Mai 2011
Kunst: VIER AUS 1774

Alle zwei Jahre zeigt Bonn, was es Neues gibt in der Video-Kunst. An die 50 Produktionen flimmern jetzt in der 13. »Videonale« über Wände und Monitore im Kunstmuseum. Stark ist der Umkreis der Kölner Kunsthochschule für Medien vertreten. K.WEST besucht vier dieser jungen Video-Künstler.



TEXT: STEFANIE STADEL

Die Idee schwebte ihr schon lange vor, allein der Schnee fehlte. Bis zu jenem Wintertag 2009. Johanna Reich sieht es kräftig rieseln und macht sich sofort daran, ihre teure Videokamera an das alte Wäschegestell vor dem Fenster zu montieren. Als die Schneedecke dick genug ist, stürmt sie die Treppen hinunter in den Garten hinter dem Haus und beginnt, im Weiß zu wühlen.

Von oben schauen wir mit der Kamera zu, wie das Loch im Schnee immer größer wird. Es dauert nicht einmal zwei Minuten, dann ist die Künstlerin, trotz unserer ununterbrochener Beobachtung, verschwunden – und mit ihr das Vertrauen in die Wahrheit des Mediums Film. Denn in Wirklichkeit ist Reich natürlich noch da. Der Apparat kann sie nur nicht mehr ausmachen in ihrem schwarzen Outfit vor dem Hintergrund des ebenfalls schwarzen Bodens. Das Verschwinden und der Zweifel am medial vermittelten Bild sind Themen, die Reich immer wieder angeht in ihren kurzen, knappen, pointierten, oft ergreifend einfachen Arbeiten.

Man merkt: Sie denkt sehr stark in Bildern. In bewegten zwar, doch tritt die Erzählung in den Hintergrund. Das passt zu Reichs Anker in der bildenden Kunst: Sie hat ihren Abschluss an der Kunstakademie in Münster gemacht, bevor sie zum Postgraduierten-Studium an die Kunsthochschule für Medien nach Köln kam. Ihre Arbeiten sind Bilder und Filme zugleich.

Um noch mehr von ihnen zu zeigen, legt die Künstlerin das iPad auf den Tisch im aufgeräumten Atelier. Ein Film zeigt: Auf einer Industriebrache spielt sie gekonnt mit allerlei verwirrenden Spiegelungen in riesigen Pfützen. Oder noch besser: Sie kickt auf der Straße oder im Grünen, benutzt aber statt des Fußballs die laufende Videokamera – eine von zwölf, die sie genau für diesen Zweck bei Ebay ersteigert hat.

Gelegentlich trifft man die Künstlerin mit einem kleinen Beamer. Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, wo sie wohnt, wirft sie ihre bewegten Bilder groß an Mauern, Zäune, Hauswände. Noch mehr Aufmerksamkeit verspricht nun ihr Auftritt bei der Videonale in Bonn. Dort zeigt Reich ihre schlichte Schneegeschichte mit Titel »Black Hole«. Sie ist nicht die einzige Kölnerin im Kunstmuseum. Von den 48 ausgewählten Kollegen arbeitet immerhin ein halbes Dutzend in der großen Nachbarstadt.

Fast alle um die 30, haben sie ihr Studium an der Kunsthochschule für Medien noch nicht lange hinter sich gebracht und versuchen nun, mit ihrer Kunst in der Szene irgendwie Fuß zu fassen. Hüpfen von Stipen-dium zu Stipendium und helfen sich nebenbei mit diversen Jobs über die Runden – schneiden Werbefilme, schießen Hochzeitsfotos, leiten Film-Workshops für Kinder.

Ihre Kunst schicken sie derweil um die Welt, um sich einen Namen zu machen. »Black Hole« von Johanna Reich etwa war bereits in Island, in den USA, in Japan und Italien unterwegs. Die Teilnahme an einem international renommierten Festival wie der Videonale kommt nun krönend hinzu. Sicher ein dicker Pluspunkt in der Karriere. Zumal die Auswahl unter 1774 Kollegen, die sich in diesem Jahr um eine Teilnahme beworben haben, keine Selbstverständlichkeit ist, eher schon als große Ehre gelten kann.

So zeigen sich Reich und die Kölner Videonale-Truppe denn auch ehrlich stolz. Man trifft sie zwischen Poll, Deutz, Südstadt und versteht auf dem Weg von Atelier zu Atelier, was in der Kunstform steckt. Man ahnt, welche oft sehr eigenen Herangehensweisen die Videonale unter ihrem Dach vereint: von ironisch bis poetisch. Von eher sachlich bis höchst persönlich. Vom einfachen Monitor bis zur komplexen Installation. Von zwei Minuten für Johanna Reichs schwarzes Loch bis zu einer knappen halben Stunde für Anna Hepps 94-jährige Großmutter. Bisher lief diese künstlerische Doku von 2009 vor allem im Kinosaal, auf Filmfestivals. Hepp freut sich, dass sie nun im Kunstkontext angekommen ist.

Hepp hat ihre Oma mit der Kamera durch den Alltag begleitet. In ihren eigenen vier Wänden, wo sie Tag für Tag ihren Gewohnheiten nachgeht. Der Film zeigt, wie die alte Dame vor einem Glas Saft am Couchtisch sitzt, wie sie gut zugedeckt auf dem Sofa ruht, wie sie mit geschlossenen Augen und einem großen Kopfhörer im Sessel versinkt. Genau, trotzdem respektvoll registriert Hepp die Zeichen des Alters – die faltige Haut, die zittrigen Bewegungen der Hände, die müden, glasigen Augen. Die Bilder bleiben stumm. Doch wechseln sie mit ganz schwarzen Passagen, in denen allein Dorothea, so heißt Annas Oma, zu Gehör kommt. Sie sinniert über ihr vergangenes Leben und über das, was da noch kommen mag. Wenige Tage nach Annas Aufnahmen stirbt Dorothea – überraschend, wenn man das in diesem Alter sagen kann.

Seither hat der Film ihrer Enkelin eine ganze Reihe von Preisen eingebracht. Rund um den Globus ist er gelaufen. Anfangs konnte Hepp noch zusehen. Doch mit der Zeit sei es gefühlsmäßig immer schwieriger geworden – »man darf das nicht unterschätzen«, bemerkt sie. Ihr Publikum beobachtete die Künstlerin beim Weinen und Lachen. Große Emotionen. Welche von beiden hält Hepp für angemessen, welche sieht sie am liebsten? Keine – die eine wie die andere gehöre dazu.

Auch Gonzalo Rodriguez macht die eigene Großmutter zum Thema. Versucht im Video, ihre und damit auch seine eigene Geschichte aufzuarbeiten. Der 30 Jahre junge Künstler kam 2006 nach Köln zum Studium an der KHM und um zu bleiben, denn daheim habe er nicht leben und arbeiten können. Man trifft ihn in Deutz in einem alten Industriekomplex, auf sein rotes T-Shirt ist eine Art alter Fernseher gedruckt. Rodriguez teilt sein uriges Atelier dort mit einem Kollegen, der sich

aktuell für Ameisen interessiert. Sie krabbeln durch Schläuche auf und ab von einem Terrarium ins nächste, schleppen allerlei umher, bauen hier und da ihre Hügel. Manchmal finden sie auch den Weg aus dem Glaskasten. Es kribbelt auf der Hand, während der Künstler geduldig erklärt, was ein VJ ist. Denn als Visual Jockey jobbt Rodriguez gelegentlich bei Partys oder Konzerten – begleitet die Musik dabei mit Live-Videoperformances.

Die Ameise hat den Hals erreicht, da kommt der Künstler auf die Geschichte mit seiner Oma Rebeca zu sprechen. Sie starb beim Überqueren einer Schnellstraße, als Gonzalo zwölf Jahre alt war. Ein Unfall? Oder könnte es Selbstmord gewesen sein? Das sei bis heute nicht klar. Mit etwas Projektgeld in der Tasche machte der Künstler sich zur Spurensuche auf nach Lima. Rodriguez interviewte die eigene Familie und begab sich an die Schnellstraße. Er stöberte in der Vergangenheit der Großmutter. Besuchte mit seiner Kamera das Krankenhaus, wo sie sich wiederholt aufhalten musste. Auch Telenovelas wurden gesichtet, denn die hat Rebeca so gern gesehen. »Die Suche war sehr wichtig, auch weil ich vieles über mich selbst erfahren habe«, so Rodriguez.

Viele Stunden Bild- und Tonmaterial sind zusammengekommen, die der Künstler im Rebeca-Video auf gut 20 Minuten komprimiert. Weniger eine Dokumentation ist das, eher ein experimenteller Kurzfilm, der allein um die Recherche kreist, denn zu objektiven Ergebnissen kann er nicht führen. Am Ende scheint nur Eines gewiss: Dass jede Erzählung immer nur eine einzige von vielen möglichen Perspektiven vermitteln kann.

2009 hatte Rodriguez mit seinem Film einen Förderpreis bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen gewonnen. Nun debütiert er im Museum. Welches Forum ihm lieber sei, wisse er nicht recht zu sagen. Tut es aber dann doch irgendwie: »In Oberhausen gefallen mir die linken Gedanken – die Philosophie, dass ein Film auch gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen hat. Und dass es nicht nur großes Unterhaltungskino gibt.« Im Museum bestehe dagegen die Gefahr, dass die Sache zu elitär werde, meint er. »Da könnte man sich am Ende fragen, warum man den Film überhaupt gemacht hat – um cool zu sein, um zu verkaufen, um einem kleinen abgehobenen Kreis zu gefallen?«

Für das letzte Treffen an diesem Tag wechseln wir wieder auf die rechte Rheinseite. Richtung Süden den Fluss entlang gelangt man zum Schokoladenmuseum, wo Tessa Knapp gelegentlich das Atelier einer befreundeten Künstlerin mitbenutzt. Wie Rodriguez, so war auch sie für ihren Videonale-Film auf Reisen gegangen.

Allerdings in eine ihr bis dahin fremde Welt. Es war ein Stipendium, das Knapp 2009 nach Istanbul führte. Nach ersten Versuchen, die türkische Sprache zu lernen, fiel ihr auf, dass die Vornamen dort meistens einen direkten Bezug zur Alltagssprache haben. Die Leute heißen etwa Özlem, was so viel wie Sehnsucht bedeutet, oder Özgür, das bedeutet Freiheit; Volkan steht für Vulkan und Deniz für das Meer. »Es kam mir so vor, als würde ich mich in einer großen Allegorie bewegen.« Tessa Knapp setzt eine Reihe solch »sprechender Namen« wie Allegorien aus traditionellen Theaterstücken im tiefen Schwarz einer Bühne in Szene. Die Protagonisten erzählen von sich und von den mit ihrem Namen verbundenen Eigenschaften. So entsteht eine Reihe von filmischen Porträts, die als Videoperformance hintereinander geschnitten sind.

So endet die Kölner Video-Tour. Mit dem festen Vorsatz, demnächst weiterzufahren. Immer den Rhein hinauf nach Bonn, um bei der 13. Videonale die übrigen Beiträge kennen zu lernen.

Kunstmuseum Bonn;bis 29. Mai 2011; Tel. 0228/77 62 60. www.kunstmuseum-bonn.de



© K.WEST

Preis der Videonale für Nate Harrison - Anerkennung für "Rebeca"

Pressebericht:

Preis der Videonale für Nate Harrison
Der amerikanische Künstler gewinnt mit einer Videoarbeit über das Kunstvideo. Jury: Die Geschichte der Videokunst wird von Harrison auf erfrischend persönliche und selbstironische Weise inszeniert.



Nate Harrison ist Preisträger des Videonalepreises 2011. Die fünfköpfige Jury sprach sich einstimmig für die Videoarbeit des amerikanischen Künstlers mit dem Titel „Aura Dies Hard (Or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Copy)“ aus. Darin thematisiert Harrison das Kunstvideo und stellt die traditionelle Auffassung über das Medium Video als eine immaterielle Kunstform in Frage.

Wie das Kunstmuseum Bonn weiter mitteilt, honorierte die Jury die strukturelle "Kompilation, die sich eines Fundus von Raubkopien historischer Arbeiten von Altmeistern der Videokunst bedient und sich als Meta-Text zur aktuellen Mediendebatte präsentiert."

Weiter heißt es in der Begründung: "Die Geschichte der Videokunst (…) wird von Harrison auf erfrischend persönliche und selbstironische Weise inszeniert." Nate Harrison, geboren 1972 in Eugene, Oregon, lebt heute in Brooklyn, New York.

Anerkennungen erteilte die Jury zudem an Johanna Reich für ihre Video-Performance „black hole“, an Gonzalo H. Rodriguez für „Rebeca“ und an Helena Öhman Mc Cardle für „I remember“.

Der Jury gehörten an: Julia Apitzsch, Referentin Studienstiftung des Deutschen Volkes, Julia Draganovic, Kuratorin, Bologna, Mischa Kuball, Künstler und Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln, François Michaud, Kurator Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und Christoph Schreier, stellvertrender Direktor des Kunstmuseum Bonn.

Factory - Kunstausstellung im Atelier



Eine spontane Ausstellung mit Arbeiten von Charlotte Krauss, Theresia Tarcson, Benjamin Bischof, Philipp Böll und Gonzalo H. Rodriguez


Kunstetage Deutz (über Gebäude 9)
Deutz-Mühlheimerstr. 127-129

Film my Desire





Some stills of my new work. I'll be uploading some more soon.

Oberhausen short films tour eleven countries

International Short Film Festival Oberhausen


The fifth edition of “Oberhausen on Tour” gets on the road on 19 January 2011 for a debut screening in Hanover. From January to June 2011, the International Short Film Festival Oberhausen will once again be sending award-winning shorts and audience favourites off on a trip around the world. A selection of 50 short films from the last two festivals will be on view at 27 venues from Almaty to Jakarta.

One focal point of the present tour is Eastern Europe: dates in Riga, Sofia, Almaty and other Eastern European cities are scheduled, along with screenings in Paris, Innsbruck, Lausanne, Jakarta and elsewhere. Viewers in Germany will be able to catch the programme in Bamberg, Bochum, Bottrop, Brühl, Freiburg, Hamburg, Hanover, Karlsruhe, Cologne, Lüneburg, Mainz, Munich, Münster or Nuremberg.

The countries:

Belgium, Bulgaria, Germany, France, United Kingdom, Indonesia, Kazakhstan, Latvia, Austria, Rumania, Switzerland.

The festival has put together eight different programmes for Oberhausen on Tour 2011. Organizers can choose from several “best of” line-ups with award-winners, audience favourites and highlights from the competitions, a selection of artist’s films, the clips from the MuVi Award 2010, or the works of Herbert Fritsch. Included are the winners of the Grand Prize of the City of Oberhausen, Magnus Bärtås’s Madame & Little Boy, and the best entry award in the German Competition, Gesang der Jünglinge by Andree Korpys and Markus Löffler, as are current works by artists such as Yael Bartana, Jeanne Faust, Mounira al Solh and Jaan Toomik. Also awaiting discovery are films like Thiago Ricarte’s Chapa, the story of a Brazilian day labourer, or Catching, which tells of a Finnish woman working at a sawmill in Argentina, a fiction film by the young Finnish director Hannaleena Hauru.