In einem Traum ist das Subjekt ein Schmetterling. Was besagt das? Es besagt, dass das Subjekt den Schmetterling in seiner Realität als Blick sieht. Was wären all die Figuren, Zeichnungen, Farben -wenn nicht ein geschenktes Zu-sehen-Geben, in dem sich für uns die essentielle Primitivität des Blicks abzeichnet. Ein Schmetterling, meingott, nicht mal so verschieden von dem, der den Wolfsmann terrorisiert- Maurice Merleau-Ponty weiß genau, wie wichtig das ist, er verweist darauf in einer Anmerkung, die nicht in seinen Text integriert ist. Tschuang-Tse kann, nachdem er aufgewacht ist, sich fragen, ob nicht der Schmetterling träume, Tschuang-Tse zu sein. Er hat recht, und zwar in doppelter Hinsicht, denn erstens beweist das, dass er nicht verrückt ist, er hält sich nicht für absolut mit Tschuang-Tse identisch -und zweitens, weil er sich nicht bewußt ist, dass er mit seiner Aussage so genau ins Schwarze trifft. In der Tat, als er eben Schmetterling war, erfaßte er sich an einer Wurzel seiner Identität- war er und ist er in seinem Wesen dieser Schmetterling, der sich in seinen eigenen Farben malt- und deshalb ist er im lezten Grunde Tschuang-Tse.
(Lacan, "Vier Grundbegriffe der Psyschoanalyse", 1964, S.82)
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